© Freunde_c_Tourismusverband s'Innviertel_Tom Son
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Freunde stehen und lachen vor den Innauen im Europareservat.
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Was sind Innviertler Zechen?

Mosauerin recherchiert...

Ich kann mich noch gut erinnern, als ich bei meiner Oma am Schoss gesessen bin und wir ihre Fotoalben durchsahen. Da gab es in all dem unnachahmlichen Durcheinander an Totenbildern und Hochzeitsfotos auch seltsame Bilder von lauter Männern, einer immer mit Ziehharmonika oder Gitarre und zwei lagen immer vorne am Boden. Damals hielt ich das für sehr seltsame Erstkommunionsfeiern, heute weiß ich, dass es Zechenfotos waren.

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Was heißt "Zeche" eigentlich?

Zechen, oder genauer gesagt Innviertler Zechen, haben nichts mit den Zechen im Bergbau zu tun - obwohl sich der Begriff aus dem Bezahlen der Einlage der Bergbaugewerkschaft (was jetzt wieder nix mit den heutigen Gewerkschaften zu tun hat, aber das würde jetzt zu weit führen...) entwickelte. Die Bezeichnung "Zeche" bedeutet hier, dass früher bei den Zusammenkünften alle zusammengelegt haben und die Rechnung im Wirtshaus, die Zeche (d'Zech), gemeinsam aus einem Topf beglichen wurde.

Warum gab es Zechen?

Früher war das Thema "Innviertler Zeche" für mich so gar nicht mehr präsent, wahrscheinlich, weil es bei uns auch keine wirklich aktiven Zechen mehr gab. Es bestand einfach keine Notwendigkeit mehr, denn mit dem Aufkommen von Radio und Fernsehen ergaben sich andere Unterhaltungsmöglichkeiten für junge, unverheiratete (Bauern)burschen.

Dies war beim Entstehen der Zechen im Innviertler und Bayerischen Raum (wo sie schon länger ausgestorben sind) nämlich der Hauptgrund für ihr Entstehen: den Menschen war auch damals schon fad, wenn sie nix zu tun hatten. Hat sich nicht so viel geändert, nur dass wir uns heutzutage schneller ablenken, wenn wir nix zu tun haben. 

Was taten also die Burschen damals? Sie schlossen sich zu Gemeinschaften zusammen und verbrachten ihre Abende gemeinsam mit Musizieren und Landler Tanzen. 

Was war so besonders an den Zechen?

Um die Zechen von früher ranken sich die wildesten Geschichten und Gerüchte. So hatte zum Beispiel jede Zeche ihren eigenen Landler, den zu erlernen oft Monate dauerte. Bei Zusammenkünften mehrerer Zechen war strikt festgelegt, wann welche Zeche ihren Landler tanzte und oft entstanden aus Unstimmigkeiten oder Eifersüchteleien untereinander die berühmt-berüchtigten Innviertler Wirtshausschlägereien

Fand sich ein Zechenmitglied eine Frau und heiratete er diese, schied er automatisch aus der Zeche aus, blieb ihr aber bei diversen Schlägereien nun ja, nennen wir es tatkräftig verbunden. Zur Hochzeit wurde dem zu bedauernden Burschen zur Hochzeit geschossen und er durfte zum letzten Mal den Landler mittanzen. Als Erinnerung an seine Zechenzeit erhielt er ein Zechenfoto. 

Auch viele Traditionen im Jahreslauf wurden von den Zechen organisiert: Zum Beispiel das Pflugeindrehen, das die Zechenburschen in der Nacht vom goldenen Samstag Ende Oktober auf den Sonntag bei den Bauern machten, die die Stoppelfelder zu diesem Zeitpunkt noch nicht umgeackert hatten. Sie drehten den Pflug mit der Achse so tief in die Erde, dass der Pflug bis zur Pflugschar im Boden steckte. Was erstens sehr mühsam für den Bauern wieder auszugraben war und zweitens eine große Schande für ihn darstellte. Ja, wenn jemand nicht so getan hat wie die anderen wollten haben wir Innviertler uns immer schon bemüht, den anderen dafür büßen zu lassen.

Bekannter sind wahrscheinlich die im Jänner umgehende Innviertler Maschkerer: Polizist, Teufel, Kaspar, Spielmann, Bär, Jäger  und andere genau festgelegte Gestalten gehen von Hof zu Hof und sammeln kleine Gaben. Dabei haben sie auch einen Guckkasten, in dem aber nur die Männer hineinschauen durften, denn drinnen waren oft Fotos von nackten Damen zu sehen. 

Gibt es sie noch, die „richtigen“ Innviertler Zechen?

Hättet ihr mich vor einem Jahr gefragt, wie das mit den Zechen im Innviertel so ist, hätt ich Euch gesagt: Gibt's nimmer. Tja, do hob i mi teischt. Denn es gibt sehr wohl noch Zechen im Innviertel, zum Beispiel die Hofmarker Zeche in Kirchdorf am Inn, die letztes Jahr zum ersten Mal seit 1953 einen Maibaum aufgestellt hat. Aber was ich von früher noch wusste, mussten die Zechenmitglieder junge unverheiratete Burschen sein und das waren die Jungs da jetzt auf den ersten Blick nicht. Haben sich Zechen also zu einer Art Volkstanzgruppe entwickelt und sind es eigentlich keine richtigen Zechen mehr? Ich begann zu recherchieren. Wie so oft kam mir aber auch dabei wieder mal der Zufall zur Hilfe.

Der Zufall bringt die Mosauerin auf die richtige Spur

Bei einem meiner (legendären) Bratlessen, die ich ab und zu mit mir komplett unbekannten Personen veranstalte, war zufälligerweise auch einmal die Sandra aus da Schmoin dabei. Und wie wir so ratschen ergibt sich ein Gespräch über Zechen und dass ich da auf der Suche nach "richtigen" Zechen bin und obs ge sowas nu gibt.

Und dann sagt sie, ja freilich, bei uns a da Schmoin und da sogar zwei. Und weil sie so eine Nette ist hat sie mir den Kontakt mit dem Stefan hergestellt und ihn auch gleich vorgewarnt, dass die narrische Mosauerin ihn anrufen wird. 

Ja und das hab ich dann natürlich gemacht und der Stefan, der aktuelle Zechenmeister der Zeche Michlbach und ich haben beschlossen, dass es vui passad wäre, wenn wir uns doch gleich am Kathreintanz in da Schmoin treffen würden.

Am Kathreintanz a da Schmoin

"Kathrei stoit's Donzn ei"

Kathrein stellt das Tanzen ein, so hieß es früher und so wurde am letzten Samstag vor dem 25. November zum letzten mal aufg'spuit. Dann war Fastenzeit. Auch a da Schmoin wo ich mich mit Stefan und den anderen am Kathreintanz zu einem kleinen Zechen-Update Interview traf und ihnen beim Landlertanzen auf die Füße geschaut habe. 

Die Zeche Michlbach ist neben der Zeche Schweigersreith eine der beiden aktiven Zechen a da Schmoin und besitzt ihr erstes Zechenfoto aus dem Jahr 1910. Da kann leider das Mosauerische Hof-Archiv nicht mithalten, mein frühestes Zechenfoto ist aus dem 1921 und da könnt ihr sogar meinen Urgroßopa mütterlicherseits sehen. Es ist der Bursche rechts hinter dem Zitherspieler.

Aber zurück zum Kathreintanz in da Schmoin wie sowas heute aussieht. Der Zeit angepasst eben. Und so soll's ja auch sein. Traditionen sollen und müssen sich weiterentwickeln und der Zeit anpassen sonst ist kein Erleben mehr möglich, nur mehr ein Bewahren. 

Tradition und Moderne, geht das zam?

Die Zeche Michlbach ist ihren Traditionen immer noch verpflichtet und im Zentrum steht wie eh und je das Landerltanzen. Mich persönlich überrascht es schon, von durchschnittlich 24 Jahre alten Burschen zu hören, sie finden Brauchtum toll und schätzen die Anerkennung der älteren Generationen. Das geilste sei, wenn ein ehemaliger Zechenbursch nach einem Auftritt zu ihnen kommt und sie für das Tanzen lobt. Man schätzt auch immer noch den Zusammenhalt und die Kameradschaft. 

Dennoch geht man auch in der Zeche mit der Zeit. Mittlerweile ist es zum Beispiel nicht mehr Brauch, die Wirtshauszeche bei den Stammtischen jeden Freitag gemeinschaftlich zu zahlen. Mit der Zeche Schweigersreith herrscht eine harmonische Zusammenarbeit - zumindest sind mir keine Zechenschlägereien gestanden worden (und ich hätt mich wirklich bemüht).

Bemüht haben sich aber auch die Mitglieder der Zeche Michlbach, Schweigersreith, ein ehemaliges Mitglied und die Tanzpartnerin in der einen Zeche, die in der anderen Zeche verbandelt ist, mir meine Fragen ausführlich zu beantworten. Vielen Dank dafür an Christoph, Hias, Franziska, Zechenmeister Stefan "Schicki" und Hias. 

Und so denke ich mir, dass diese beiden Zechen noch lange bestehen werden und ein bissal Innviertler Tradition weitertragen. Und hoffentlich werden sie noch ganz ganz viel gelobt für ihr Landler tanzen.

Pfiat Eich dawei
Mosauerin

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