Mosauerin auf der Suche nach dem typischen Wanderer
Mosauerin, du gehst doch eh so gerne wandern. Misch dich doch mal unter die Wanderer bei der „Lust auf Wandern Radio Oberösterreich“ Tour in Kirchdorf am Inn und sag uns, wie er aussieht, der typische Wanderer. So haben die vom Tourismusverband gesagt.
Also gemeint haben die wahrscheinlich damit, ich soll mich am Sonntagmorgen nach Kirchdorf schleppen und bei der lockeren 21 km Runde mitgehen, überall was essen und trinken und mich dann mit den Leuten unterhalten. Und so hab ich das ja dann auch gemacht.
Fast zumindest.
Bis auf das, dass ich mit der Vespa gefahren bin. Also mich eigentlich fahren hab lassen. Weil man so einfach viel schneller ist als zu Fuß. Und mobiler. Und lässig ist es auch. Und überhaupst: es war Sonntag, es war ein wunderbarer Herbsttag und wer weiß wie oft das Verspa fahren heuer noch so gut geht.
A propos geht.
Ich hätte mir ja nicht gedacht, dass das schon so bald losgeht. Der Start war auf 10:00 eingesagt, um kurz vor zehn sind mir aber schon beim Wirt z’Winkelham zig Menschen mit lustigen roten Hüten entgegengekommen und das ist dann ja schon noch ein Stücki bis Katzenberg, wo alles losging. Viele sind also schon viel früher los - angeblich schon um 7 oder 8 - und gerüchteweise sind sogar welche bereits am Vortag die Runde gegangen. DAS sind mal wirkliche Profis.
Ich hab also einen ersten Stopp gleich mal in Graben eingelegt, wo auch schon einiges an Menschen anstand um wunderbare Pofesen (und andere Schmalzgebackene Köstlichkeiten) von den Bäurinnen zu kosten. Weiter ging‘s für mich dann nach Katzenberg zum Start, wo dann aber schon alle weg waren, als wir angekommen sind. Weil ich erstens noch beim Marienhof einen Zwischenstopp eingelegt habe und dann natürlich zu spät dran war, weil ich zweitens natürlich schon auf dem Weg dahin etliche bekannte Gesichter getroffen hab. Aber hinter her hechten hat ja dann auch keinen Sinn und so eine Crêpe vom Schloßcafe musste ja auch noch sein bevor ich die Verfolgungsjagt der Wandernden wieder aufnahm. Aber hey: Ich hatte ja noch keine Frühstück bis dahin. Nur noch ein kurzes Tratscherl und dann aber wirklich auf zum nächsten Stopp: Wirt z’Winklham, dann weiter nach Mühlheim zur Mittagsrast schauen, tratschen Bosna essen, dann an den Inndamm bei Mühlheim.
An all den Stationen hab ich mich nicht nur fotografisch ausgetobt sondern hab mich auch auf die Lauer gelegt und habe versucht ihn oder sie zu finden: den typischen Wanderer. Und ich sag’s gleich. Gefunden hab ich ihn nicht. Sie aber auch nicht. Aber mit vielen Menschen hab ich gesprochen und ein paar davon stell ich Euch hier vor, denn offenbar ist das auch bei Wanderern so, sie sind alle grundverschieden und das eine verbindet sie: die Lust am Wandern.
Christine aus Kirchdorf an der Krems ist erst voriges Jahr durch ihre Tochter zum Wandern mit Radio Oberösterreich gekommen. „Ich hab gar nicht gewusst, dass es das gibt“ erzählt sie. Sie geht nicht nur in Kirchdorf am Inn mit sondern war auch schon bei der heurigen Wanderung im Mühviertel dabei. Beide Strecken haben ihre Vorzüge, sagt sie, sie kann sich nicht entscheiden, welche ihr besser gefallen hat. Sie geht gerne etwas früher als die anderen los, damit sie mehr Ruhe hat – und bringt sich auch ihre Jause selbst mit. „Wenn man später wegkommt oder langsamer geht kann es sein, dass man bei der Mittagsrast nämlich nix mehr kriegt“ erzählt sie mir.
Bernd ist mit seiner Frau Christina zum ersten Mal mit dabei. Es gefällt ihnen sehr gut, besonders die Mittagsrast in Mühlheim hat es ihnen angetan: sie haben die Innviertler Knödel probiert und sind begeistert: „Das Rezept sollte meine Frau mitnehmen und daheim nachkochen“ lacht Bernd während er in einen Knödel beißt. Christina hatte zu Mittag Kässpätzle und findet die Stimmung unter den Wanderern „überraschend angenehm“.
Silvia nutzt die Gelegenheit eine ausgedehnte Runde mit ihrem Hund „Peppi“ zu gehen – die 21 km wollen sie aber nicht ganz gehen, sondern die eine oder andere Abkürzung nehmen. „Ich bin als Altheimerin ohnehin viel mit meinem Hund in der Au unterwegs“ erzählt sie mir. Warum sie denn dann heute mitgeht? „Na wenn wir schon mal sowas bei uns haben, muss man das ja ausnutzen“ bringt sie es auf den Punkt.
Harry und Didi kommen aus Linz und sind begeisterte Wanderer, seit sie beide in Pension sind. Sie schätzen an der Tour, dass sie sich nicht um die Streckenführung kümmern brauchen und Didi verrät mir, dass sie extra im Innviertel mitgehen „weil da das Bier so gut ist“. Ihnen taugt, dass unter den Wanderern die Stimmung gut ist: „das ist ein bisschen wie ein Familienausflug, alle sind nett und hilfsbereit“ Harry hat als erfahrener Wanderer heute bereits einer Dame mit einem Pflaster ausgeholfen. „Die hatte neue Schuhe an und schon nach ein paar Kilometern eine Blase“ Sie schätzen an den Wanderungen auch, dass man so leicht neue Menschen kennenlernt.
Besonders beeindruckend finde ich Petra, die heuer bereits den Jakobsweg gepilgert ist. „Da ist fast so viel los wie in Compostela“ lacht sie, als wir uns am Inn-Damm umdrehen und die Menschenmenge unten gehen sehen. Generell geht sie aber lieber alleine, denn „Wandern ist für mich ein zu sich kommen und eins mit der Natur werden“.
Gern in der Gruppe gehen die Wanderfreundinnen Beate, Christl und Helga – Schulfreundinnen von früher, die das Leben in die verschiedensten Richtungen verblasen hat. Beate wohnt in Wien, Christine in Vöcklabruck und Helga ist Biolandwirtin in Tirol geworden. Einmal im Jahr treffen sich die drei zu einer gemeinsamen Wanderung, die dann aber auch so richtig zelebriert wird: „Wir sind schon gestern angereist und haben ein nettes Abendessen in Ried genossen, heute gehen wir wandern und morgen wollen wir noch in Ried ein wenig einkaufen gehen und tratschen bevor wir wieder heimfahren.“