Wer in die Innviertler Biergeschichte eintaucht, muss sich darauf einstellen, nicht trocken durch dieses Unterfangen zu kommen. Mehr als 600 Jahre Brauerfahrung und eine ungebrochene Leidenschaft für dieses überschäumende Handwerk wollen schließlich verkostet sein.
Beginnen wir ganz trocken mit den Fakten. Verbürgt ist: Seit Mitte des 15. Jahrhunderts betätigen sich die Innviertler hauptberuflich als Brauer. Bauern und Klöster kamen schon früher auf den Biergeschmack, der aber nur wenig mit dem zu tun hatte, was heute von den Brauereien kredenzt wird. Gebraut wurde anfangs ausschließlich Braunbier – ein meist recht fades Gesöff aus Getreideschrot und gewürzt mit allerhand, nur nicht mit Hopfen; der kam erst im ausgehenden Mittelalter in Mode.
Einmal losgetreten, ließ sich die Brauwelle, die über das damals noch bayerische Innviertel schwappte, nicht mehr aufhalten: Etwa 23 Brauereien verzeichnet Braunau um das Jahr 1600, in Ried sind es im 17. Jahrhundert ebenfalls beachtliche 13. Und das flüssige Gold spülte den Brauern reichlich Geld in die Tasche.
In Ried im Innkreis etwa waren sie so vermögend, dass sie 1669 beim Bildhauer Thomas Schwanthaler einen eigenen Braueraltar in Auftrag gaben (Foto rechts), der noch heute in der Rieder Stadtpfarrkirche besichtigt werden kann – falls einmal Zeit bleiben sollte zwischen zwei Seiterln. In der Innviertler Bezirksstadt erliegt man nämlich nur allzu leicht den Verlockungen des Biers – der hiesigen Brauerei sei Dank.
Weil sie sich über die schwankende Qualität des zugelieferten Biers ärgerten, gründeten beherzte Gastwirte im Jahr 1908 kurzerhand ihre eigene Brauereigenossenschaft. Sie kauften die bereits seit dem 16. Jahrhundert bestehende Brauerei Ried und legten los. Diesen Elan haben sich die Brauer bis heute erhalten, was man nicht nur an ihren überschäumend guten Weißbieren erschmecken kann.
Auch die Brauerei Wurmhöringer in Altheim kann schon ein paar Jährchen, äh, Jahrhunderte zurückschauen. Ihre Geschichte lässt sich nahezu lückenlos bis ins Jahr 1632 zurückverfolgen. Und dass Blut dicker als Bier ist, sieht man schon daran, dass der aktuelle Wurmhöringer-Boss Claus 2012 mit damals gerade einmal 20 Jahren der jüngste Braumeister Österreichs war.
Innviertler Bierkodex: Klasse statt Masse
Nicht minder geschichtsträchtig ist die Brauerei Raschhofer, die ihr Sudhaus ebenfalls in Altheim stehen hat. Im „Innviertler Brauturm“ bekommt man einen Einblick in die Kunst des Bierbrauens, die Welt der Rohstoffe und in die kleinen und großen Geheimnisse des besonderen Geschmacks. Verkosten darf man die feinen Kreszenzen natürlich auch.
Nur wenige Kilometer weiter, in Treubach, steht in der kleinen Ortschaft Pfendhub die ebenso kleine Brauerei Pfesch. Bio-Bauer Martin Erlinger und sein Bruder Florian haben sich 2014 dem Bierbrauen verschrieben und sind noch immer mit großer Begeisterung dabei. Davon kann man sich selbst überzeugen – bei einem Brauseminar, einer Brauereibesichtigung oder einem lauschigen Bierpicknick.
Und so schließt sich der Bogen von der trockenen Historie zur süffigen Gegenwart des Innviertler Biers.
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